SCHLAGANFALL – WENN DAS BLUT NICHT IN DEN KOPF STEIGT

Es passiert schnell und leider oft ohne Vorwarnung: Bei einem Schlaganfall kommt es zu plötzlich einsetzenden Symptomen. Häufig kommt es zu Lähmungen einer Körperseite. Diese kann die komplette Seite oder entweder ein Bein oder einen Arm oder häufig beim Arm auch eine Gesichtslähmung mit verzogenem Mund oder auch nur das Gesicht betreffen.
 
Es gibt auch Schlaganfälle, bei denen keine Lähmungen auftreten, sondern ein Taubheitsgefühl, welches aber selten nur einen Finger, sondern meist die ganze Hand oder ein Bein umfasst.

Unter einem Schlaganfall versteht man zwei von der Ursache völlig unterschiedliche Krankheitsbilder, welche aber exakt die gleichen Krankheitssymptome und Auswirkungen verursachen und daher von außen nicht unterschieden werden können: Die Hirnblutung und der ischämische Schlaganfall.

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Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome, die bei einem Schlaganfall auftreten, können ganz unterschiedlich sein. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns vom Schlaganfall betroffen ist, unterscheiden sich auch die Symptome. Jeder Hirnteil hat eine ganz bestimmte Funktion. Es gibt Teile nur für die Sprache, für das Sehen (Doppelbilder, Blindheit eines Auges), für die Kraft, für das Fühlen, für die Koordination, so dass es ganz verschiedene Symptome sein können, die bei einem Schlaganfall auftreten können.
 
Klassische Symptome, die immer an einen Schlaganfall denken lassen müssen, sind:

  • Lähmungen einer Körperseite
  • Gefühlsstörungen einer Körperseite
  • Schiefes Gesicht
  • Hängendes Augenlid oder schiefer Mund
  • Doppelbilder
  • Blindheit eines Auges
  • Sehen wie mit Scheuklappen, eine Seite wird nicht mehr wahrgenommen
  • Sprachstörungen
  • Man weiß, was man sagen will, kann sich aber nicht mehr ausdrücken
  • Man kommt plötzlich nicht mehr auf die Worte
  • Man hört, dass andere Leute sprechen, versteht das Gesagte aber nicht mehr
  • Verwaschenes Sprechen wie als wäre man betrunken
     

Weil die rechte und linke Gehirnhälfte von völlig getrennten Schlagadern versorgt werden, ist bei einem Schlaganfall des Gehirns immer nur eine Körperseite betroffen. Bei Schlaganfällen der rechten Gehirnhälfte die linke Körperseite, bei Schlaganfällen der linken Gehirnhälfte die rechte Körperseite. Nur bei den sehr seltenen Schlaganfällen im Rückenmark kann eine Querschnittssymptomatik auftreten.

Bei diesen Symptomen zählt jede Minute!
Fahren Sie daher bitte direkt in ein darauf spezialisiertes Krankenhaus, z. B. in die Schlaganfalleinheit der Neurologie in der HSK Wiesbaden oder in der Uni-Klinik Mainz, oder rufen den Notdienst an.

Telefon Rettungsdienst:112 oder 116 oder 117

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Ursache eines Schlaganfalls durch Hirnblutung

In seltenen Fällen wird ein Schlaganfall ausgelöst, weil eine Arterie im Gehirn platzt und es einblutet. Es kommt zu einem Bluterguss im Gehirn, der durch seinen Druck an der Stelle, wo das Gefäß geplatzt ist, die Nervenfasern der Gehirnzellen schädigt. Ebenfalls werden die Gebiete, welche von diesem Gefäß versorgt wurden und jetzt ohne Blutversorgung sind, geschädigt.

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Ursache eines Schlaganfalls durch Arterienverstopfung

Bei der häufigeren Art des Schlaganfalls – dem ischämischen Schlaganfall – kommt es zu einer Verstopfung einer Arterie im Gehirn, welche einen bestimmten Teil des Gehirns mit Blut versorgt. Dies kann das Gehirn nur 5 Minuten unbeschadet überstehen, dann stirbt der Teil des Gehirns ab, der nur von dieser einen Ader versorgt wird. Auch wenn 10 Minuten nach dem Verstopfen der Ader die Blutversorgung wieder einsetzt, kann dies das betroffene Areal im Gehirn nicht mehr retten. Der ischämische Schlaganfall ist weit häufiger als die Hirnblutung.

Ursache des ischämischen Schlaganfalls ist eine den ganzen Körper betreffende Erkrankung, die Arteriosklerose. Dies wird, wenn eine Ader am Herzen zugeht, Herzinfarkt genannt, am Gehirn Schlaganfall und an den Beinen Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit). Alle Erkrankungen haben unterschiedlichen Auswirkungen, sind im Grunde genommen aber immer dieselbe Krankheit.
 


Bei einem ischämischen Schlaganfall unterscheidet man zwischen fünf Ursachen:
 
 
1.) Verkalkung der großen hirnversorgenden Arterien, welche mit der Zeit langsam zugehen.
Wenn die Arterie komplett verstopft ist, kommt es zu einem Schlaganfall. Dies kann man an einem Haus mit einer Verkalkung/Verstopfung der Hauptwasserleitung vergleichen.
 
2.) Verkalkung der kleinsten Gefäße im Gehirn, den Kapillaren.
Dies kann man an einem Haus mit einer Verkalkung der Siebchen an den Wasserhähnen vergleichen.
 
3.) Raue Verkalkung an den Hirnarterien oder an den hirnversorgenden Arterien
Es bildet sich an beschriebener Stelle ein Blutgerinnsel, welches vom Blutstrom abgerissen wird und dann weiter oben, wenn die Arterien dünner werden, steckenbleibt und dadurch eine Ader verstopft.
 
4.) Vorhofflimmern
Es kann bei einem unregelmäßigen Vorhofflimmern am Herz dazu kommen, dass sich im Herz ein Blutgerinnsel bildet, welches vom Blutstrom abgerissen wird und dann weiter oben im Gehirn, wenn die Arterien dünner werden, steckenbleibt und dadurch eine Ader verstopft. Dies kommt dadurch, dass die beiden Herzkammern nicht mehr gleichzeitig arbeiten und dadurch eine kleine Menge Blut im Herz verbleiben kann, das dann eintrocknet und zum Gerinnsel wird.
 
5.) Thrombose
Es kann bei Menschen mit einer Thrombose in den Beinvenen, wenn von dort ein Blutgerinnsel abgeht, welches normalerweise eine Lungenembolie verursachen würde, zu einem Schlaganfall kommen. Dies aber nur, wenn sowohl ein Loch im Herzen und zusätzlich ein Aneurysma des Vorhofseptums am Herzen bestehen. Das Blutgerinnsel kann dann durch das Loch von einer Herzseite auf die andere geschwemmt werden und von dort weiter in das Gehirn.

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Arteriosklerose und weitere Ursachen für Schlaganfälle

Ursache eines Schlaganfalles ist meist eine Gefäßverkalkung, die Arteriosklerose. Wichtige Risikofaktoren dafür sind Diabetes, ein Bluthochdruck, schlechte Fettwerte bei den Triglyceriden, schlechte Cholesterinwerte, ein schlechtes Verhältnis des guten HDL-Cholesterins (welches Fett von der Schlagadern abkratzt und zur Leber transportiert) und dem schlechten LDL-Cholesterins (welches das Fett in die Adern hintransportiert). Auch die Lebensweise spielt eine Rolle, wie eine kalorien- und fettreiche Ernährung, Rauchen, Stress oder Übergewicht. Aber auch Dinge, welche man nicht beeinflussen kann, wie das männliches Geschlecht, das Alter und ob die eigenen Eltern oder der Rest der Familie zu Durchblutungsstörungen, wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt, neigten, spielt bei den Risiken für Schlaganfall eine Rolle.
 
Andere Ursachen für einen Schlaganfall können Gerinnungsstörungen des Blutes sein, und zwar dann, wenn das Blut in den Adern besonders schnell zusammenklumpt und es dadurch häufiger auch zu einem Blutgerinnsel kommt.
 
Auch Entzündungen der Adern führen durch sich dann veränderte Gefäßwände, an denen sich schnell Gerinnsel bilden können, zu einer Erhöhung der Gefahr eines Schlaganfalls.
 
Ebenfalls können Verletzungen der Halsschlagader, z. B. bei einem schweren Verkehrsunfall dazu führen, dass die Aderwand innen einreißt und sich dann eine Wühlblutung in die Wand reinfrisst, welche das Gefäß dann nach innen zudrückt.

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Hintergrundwissen zur Blutversorgung des Gehirns

Es gibt insgesamt nur vier Arterien die das Gehirn versorgen: die zwei großen Halsschlagadern rechts und links sowie zwei kleinere Wirbelsäulenarterien, welche vor dem Gehirn zusammenfließen und den Hirnstamm und das Kleinhirn versorgen. Bei vielen Menschen bilden die Arterien an der Schädelbasis einen arteriellen Gefäßring, welches sie untereinander verbindet, den Circulus (arteriosus) Willisi. Leider sind die Verbindungen zwischen den Arterien aber oft zu dünn um einen Schlaganfall zu verhindern. Hier spricht man von der Reservekapazität.